Leserbrief NOZ 20.05.2019 - ungekürzte Version

20.05.2019 21:36 von Michael Heckmann

Zum Kommentar „Windkraftausbau rasch beenden“ von Manuel Glasfort in der NOZ vom 14.05.2019

pixel2013/Stefano Ferrario auf Pixabay

Im Kommentar zur Überschussproduktion der regenerativen Energien werden mal wieder die Zweifel an der Energiewende geschürt. Die Schlussfolgerung, dass die Politik den Windkraftausbau an Land beenden sollte, ist definitiv falsch. Sie hilft dem Klima und damit uns allen nicht weiter.

Wir sind es, die die Folgen einer Klimakatastrophe wie z. B. Migrationsbewegungen in nie gekannter Größe tragen müssen. Was hilft uns eine Kulturlandschaft ohne Windräder, wenn die südlichen Länder Europas zur Wüste werden.

Fakt ist, dass nur Solar- und Windkraft ausreichend Potenziale zur klimaneutralen Deckung des deutschen Energiebedarfs bieten. Bereits im Jahr 2040 muss es eine Energieversorgung ganz ohne fossile Energieträger geben. Zuerst ohne Kohle, dann ohne Erdöl und zuletzt ohne Erdgas.
Bestehende Probleme sind natürlich noch zu lösen. Verdoppeln wir z. B. die erneuerbare Stromerzeugung, haben wir über das Jahr gesehen immer noch keine regenerative Vollversorgung. Spitzen bis zu 200 Prozent sind dann möglich, hier helfen aber die geplanten Stromtrassen auch nicht weiter. Anstatt sich nur auf den Netzausbau zu konzentrieren, bei dem der Umfang und die Notwendigkeit sowieso fraglich sind, muss eine dezentrale Energiewende mit Sektorkopplung und Speicher massiv vorangebracht werden.
Der Weltklimarat hat im IPCC Report "Global Warming of 1.5° C" davor gewarnt, die 1,5 Grad-Grenze der Erderwärmung zu überschreiten, außerdem hat Deutschland das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert und völkerrechtlich anerkannt. Mit dem Ergebnis der Kohlekommission für den Kohleausstieg brauchen wir aber noch zu lange, um die Klimafolgen in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Das Abkommen ist dann praktisch nicht mehr einzuhalten.

Wenn es die Politik mit dem Klimaschutz ernst meint, muss sie auch die notwendigen Maßnahmen unterstützen. Eine Verdopplung der Windenergie- und eine Verzehnfachung der Solarenergie, den Ausbau von Energiespeichern, umfassende energetische Sanierung, den schnellstmöglichen Abschied von der Öl- und Gasheizung sowie von Benzin- und Dieselautos.

Wie sagte schon John F. Kennedy in seiner berühmten Rede zum Mondfahrtprogramm: "Wir werden es tun. Und ich denke, dass wir zahlen müssen, was bezahlt werden muss." Nur sieben Jahre später fand die erste Mondlandung statt, auch wenn viele Zweifler das für unmöglich hielten. Machen wir endlich Energiewende und Klimaschutz zu unserem Mondprojekt.

Meine PV-Anlage mit Batteriespeicher hat im vergangenen Jahr eine Autarkiequote von über 70 Prozent erreicht. Jeder kann also sofort starten und die Klimakrise verhindern: Machen wir die Dächer voll!

Michael Heckmann

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